Lauter Scherben!
Perspektiven auf Keramik jenseits von Chronologie

Dr. des. Caroline Heitz, Universität Bern & Dr. des. Nadja Melko, ArchaeoLytics

Keramikscherben gehören gleichsam zu den häufigsten und meist untersuchtesten Funden in der Archäologie. Bereits in den Anfängen unserer Disziplin wurde ihr Potential für die Erstellung relativer Chronologie erkannt, schient sich Keramik doch über die Zeit besonders rasch gewandelt zu haben. Heute ermöglichen es uns absolute Datierungsmethoden keramikunabhängige Zeitraster aufzubauen. Das öffnet den Blick für eine Vielzahl anderer spannender Aussagepotentiale von Keramik jenseits von Chronologie.

Versteht man Keramik als körperlich-mental erfahrbare und analytisch messbare Spuren aus der Vergangenheit, so können soziale Praktiken der Keramikherstellung, -distribution und -verwendung untersucht werden. Mittels Stilanalysen und geologischer Herkunftsbestimmungen können räumliche Mobilitätmuster von Töpfer*innen und Gefässen nachgezeichnet werden, die mitunter zu kreativen Aneignungen und Transformation der lokalen Töpfereipraktiken geführt haben.

Anhand neolithischer Keramik werden diese Punkte von Caroline Heitz vorgestellt.

Betrachtet man Keramik als eine Körpertechnik, wie es auch das Spielen eines Musikinstrumentes, Tanz oder Fahrradfahren ist, kann der Entstehungsprozess keramischer Objekte als eine Abfolge von Körpergesten aufgeschlüsselt werden. Diese Gesten sind dabei nicht rein mechanisch zu verstehen, sondern eingebunden in ein soziokulturelles System zu betrachten. Sie werden innerhalb einer Ausbildung erlernt, bei der der menschliche Körper zugunsten eines handwerklichen Werteverständnisses trainiert wird. Wie sich solche handwerklichen Lernnetzwerke am Objekt offenbaren, zeigt Nadja Melko am Beispiel römischer Drehscheibenware.

18.02.2020 – 19:30 Uhr

Der Vortrag findet im Hörsaal 118 im Kollegiengebäude der Universität Basel, Petersplatz 1, statt.